Mirakeltafeln
Objektdaten
Inv.-Nr.: 00171 und 00172
Entstehungszeitraum: um 1615
Herkunft: Feldkirchen / Hammerau
Maße: 49 x 302 x 5,5 cm und 58 x 300 x 5,5 cm
Die zwei Mirakeltafeln der Marienwallfahrtskirche Feldkirchen zeigen je sieben mit Inschrift versehene Votivbilder, die die Kraft des Gnadenortes in den verschiedensten menschlichen Nöten dokumentieren. Der Mirakelzyklus stammt aus der Zeit um 1615, als die Wallfahrt nach Jahrzenten der Stagnation wieder zu großer Blüte gelangt war. Veranlasst wurde die Schaffung der Tafeln durch die Eheleute Gumppinger, die als Inhaber der Wirtstaverne von Feldkirchen von einem Zulauf an Wallfahrern ebenso wie das Gotteshaus profitierten. Ursprünglich waren die beiden hölzernen Tafeln im Presbyterium der Kirche aufgehängt.
Die Mirakeltafeln stellen Votanten aus dem bäuerlichen Lebensbereich der näheren Umgebung Reichenhalls dar. Die Personen sind in der Kleidung des frühen 17. Jahrhunderts dargestellt, die Bilder dokumentieren auch anschaulich Hausformen und Mobiliar jener Zeit. Während im Vordergrund der Moment des Unglücks und damit des Gelöbnisses zur Gottesmutter festgehalten ist, findet sich im Hintergrund zumeist das Gotteshaus Feldkirchen als jener Gnadenort, dem die wundersame Errettung zu verdanken ist. Die Unterteilung der sieben Bilder erfolgt durch die Säulen eines gemalten Arkadenganges. Jedes Bildfeld ist in einen Bildteil, der den Höhepunkt der kritischen Szene darstellt, und einen Schriftteil, der die Heilungsgeschichte kurz beschreibt, unterteilt. Mehrere der in Wort und Bild wiedergegebenen Mirakel sind datiert, sie ereigneten sich im Zeitraum von 1512 bis 1615.
Erste Tafel:
Bild 1: Das älteste Mirakel stammt aus dem Jahr 1512. Dargestellt ist ein Vater, der ein Kind aus dem Wasser zieht, umgeben von der Mutter und zwei Männern.
Bild 2: Georg Byrcherin betet nach einer Zwillingsgeburt, daneben stehen zwei Frauen und ein Mann. Im Vordergrund badet eine Frau einen Säugling.
Bild 3: Abgebildet ist das kranke Kind des „Thoman von Schoffmaning“ (Schiffmoning), Vater und Mutter stehen am Bett.
Bild 4: Das Kind des „Georg von Hinterau“ fällt vom Pferd, der Vater steht betend an der Seite.
Bild 5: Eine Frau liegt krank im Bett, „ist lange Zeit gelegen an den Franzossen“ (Franz. Krankheit, Syphilis).
Bild 6: Wilhelm von Weng war „seiner Vernunft beraubt“. Er sitzt umgeben von drei Männern unter einem Baum.
Bild 7: Das kranke Kind der Hippin Leublin liegt im Bett, ein Mann und zwei Frauen stehen daneben.
Zweite Tafel:
Bild 1: Lienhardt Kinigauß, Knecht bei Georg Amman von Straß, ist vom „Kerschpam“ (Kirschbaum) gefallen.
Bild 2: Auf dem Weg zur Kirche auf zwei Krücken gehende Frau wurde in der Kirche geheilt, so „daß sy on die krückhn ist haim ganngen“.
Bild 3: Christina Wolfgangin von Weng liegt krank im Bett, betende Angehörige versammeln sich um sie, „anno 1516“.
Bild 4: Elisabeth, Tochter des Lukas von Weng war schwer erkrankt. Sie spendete ein bemaltes Fenster für die Kirche und wurde gesund, „anno 1520“ (Jahr der Fertigstellung der Kirche).
Bild 5: Das Kind des Hans Kramer am Högl wurde von einer „wallenden“ Fleischbrühe übergossen. Die Mutter trägt das Kind ins Bett, der Vater und zwei weitere Kinder stehen im Raum.
Bild 6: Hans Puechreiter ist „bezwechter weis“ von Salzburg kommend mit „Ros und Man“ in der „Sall“ (Salzach) versunken, „anno 1608“.
Bild 7: Der Sohn des Georg und der Margarete Gumppinger ist schwer erkrankt. Seine Eltern knien neben dem Bett, „anno 1615“.